L-Carnitin ist eine körpereigene Verbindung aus den Aminosäuren Lysin und Methionin. Es kommt vor allem in Muskelzellen vor und wird dort in hoher Konzentration gespeichert. Der menschliche Organismus enthält insgesamt etwa 20 bis 25 Gramm dieser Substanz, wobei der grösste Anteil in der Skelett- und Herzmuskulatur zu finden ist. Kleinere Mengen finden sich in Organen wie Leber, Nieren und Gehirn. Die tägliche Ausscheidung über den Urin beträgt normalerweise bis zu 20 Milligramm, sofern keine übermässige Zufuhr erfolgt.
Die L-Carnitinzufuhr erfolgt hauptsächlich über die Nahrung, insbesondere über tierische Produkte wie Fleisch und Milch. Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, nehmen deutlich geringere Dosen auf, ein Mangel ist jedoch selten, da der Körper die Verbindung selbst herstellt. Die durchschnittliche Zufuhr liegt je nach Ernährungsweise zwischen 20 und 200 Milligramm pro Tag.
L-Carnitin ist auch als Nahrungsergänzungsmittel in verschiedenen Darreichungsformen wie Kapseln, Pulver oder flüssigen Präparaten erhältlich. Einige Produkte enthalten es in Kombination mit anderen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren oder Vitaminen. Vor allem im Sportbereich wird L-Carnitin häufig vermarktet. In veganen Präparaten wird es meist aus Mikroorganismen gewonnen, da diese nicht tierischen Ursprungs sind.
Es gibt verschiedene L-Carnitinformen mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten. Die bekanntesten Varianten sind L-Carnitin, Tartrat, Acetyl-L-Carnitin und Propionyl-L-Carnitin. Jede dieser Formen hat je nach Verwendungszweck spezifische Vorteile.
L-Carnitin-Tartrat ist eine Kombination aus L-Carnitin und Weinsäuresalz (Tartrat). Diese Form wird vor allem von Sportlern verwendet, da sie die L-Carnitinaufnahme im Körper verbessert. Es unterstützt die Leistungssteigerung im Ausdauersport und hilft bei der schnellen Regeneration nach intensivem Training. Darüber hinaus fördert L-Carnitin-Tartrat einen ausgeglichenen Hormonhaushalt und kann die Erholung nach körperlicher Anstrengung optimieren.
Acetyl-L-Carnitin (ALCAR) besitzt die besondere Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, was es besonders effektiv zur Unterstützung der Gehirnfunktion macht. Es wird häufig zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit und zur Unterstützung bei neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz eingesetzt. Acetyl-L-Carnitin hilft auch, den Fettstoffwechsel zu unterstützen und Stress abzubauen.
Propionyl-L-Carnitin ist vor allem für Menschen mit Durchblutungsstörungen geeignet. Es fördert die Produktion von Stickstoffmonoxid, das die Durchblutung verbessert und so die Muskeln besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Diese Form wird häufig bei peripheren Gefässerkrankungen und Bluthochdruck empfohlen, um die sportliche Leistung zu steigern.
D-Carnitin ist eine inaktive Form von Carnitin, die keine positive Wirkung hat. Im Gegenteil, es kann die Aufnahme der aktiven Formen des L-Carnitins blockieren und so zu einem Mangel führen. D-Carnitin sollte daher in Nahrungsergänzungsmitteln vermieden werden.
L-Carnitin ist eine Schlüsselverbindung im Körper, die vor allem für den Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien verantwortlich ist, wo sie zur Energiegewinnung verbrannt werden. Dieser Prozess unterstützt den Energiestoffwechsel vor allem bei körperlicher Anstrengung. L-Carnitin wird daher von Sportlern zur Steigerung der Ausdauer und Leistungsfähigkeit eingesetzt. Ausserdem wirkt es schützend auf die Muskulatur, indem es Muskelschäden vorbeugt und die Regeneration nach intensiven Trainingsphasen fördert.
Darüber hinaus hat L-Carnitin einen positiven Einfluss auf die Gehirnfunktion. Studien deuten darauf hin, dass es helfen kann, geistige Ermüdung zu reduzieren und die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Insbesondere im Alter könnte L-Carnitin dazu beitragen, den kognitiven Abbau zu verlangsamen. Es ist auch an der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt. Es hat das Potential, die Insulinsensitivität zu erhöhen und könnte so helfen, Blutzuckerschwankungen zu stabilisieren.
L-Carnitin unterstützt den Fettstoffwechsel, indem es Fettsäuren zu den Zellen transportiert, wo sie zur Energiegewinnung genutzt werden. Dadurch wird indirekt der Energieumsatz gefördert. Es ist jedoch keine direkte Fettverbrennungspille – L-Carnitin sorgt lediglich dafür, dass Fett effizienter als Energiequelle genutzt wird. Bei einem Mangel können Fettsäuren nicht optimal verarbeitet werden, was zu Fetteinlagerungen in den Zellen führen kann.
Ein Mangel tritt häufiger bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Niereninsuffizienz auf, da der Körper in diesen Fällen Schwierigkeiten haben kann, ausreichend L-Carnitin zu bilden. Bei gesunden Menschen ist eine zusätzliche Zufuhr in der Regel nicht notwendig, da der Körper vor allem bei einer ausgewogenen Ernährung selbst genügend produziert. In besonderen Fällen, z. B. bei Ausdauersportlern oder bei veganer Ernährung, kann eine Supplementierung sinnvoll sein, um den Bedarf zu decken.
L-Carnitin gilt im Allgemeinen als sicher und gut verträglich, insbesondere bei Einhaltung der empfohlenen Dosierung. Bei höheren Dosen oder unter bestimmten individuellen Bedingungen können jedoch Nebenwirkungen auftreten.
Ein häufig berichtetes Problem bei hohen Dosen, insbesondere über 3 g pro Tag, ist ein unangenehmer, fischartiger Körpergeruch. Dieser entsteht durch den Abbau von L-Carnitin zu Trimethylamin, das den Geruch verursacht. Bei Überdosierung können auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe oder Durchfall auftreten.
Eine weitere Nebenwirkung tritt bei der Anwendung von Acetyl-L-Carnitin vor allem bei Alzheimer-Patienten auf, bei denen Unruhe und Rastlosigkeit verstärkt werden können. Bei Epilepsiepatienten besteht die Gefahr, dass es vermehrt zu Krampfanfällen kommt.
Ausserdem kann die L-Carnitineinnahme zu Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten führen. Dies betrifft insbesondere verschreibungspflichtige Medikamente, weshalb vor der Einnahme eine Rücksprache mit dem Arzt empfohlen wird. In seltenen Fällen können auch allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz oder Atembeschwerden auftreten, die ein sofortiges Absetzen des Produktes erforderlich machen.
Der Tagesbedarf an L-Carnitin liegt bei ca. 16 mg, da der Körper in der Lage ist, diesen Stoff selbst zu synthetisieren, sofern eine ausreichend hohe Lysin- und Methioninmenge sowie bestimmte Vitalstoffe und Eisen zur Verfügung stehen. Eine normale Ernährung mit tierischen Produkten liefert zusätzlich etwa 32 mg L-Carnitin pro Tag. Veganer nehmen mit der Nahrung nur etwa 2 mg auf, was zur Bedarfsdeckung nicht ausreicht.
Der Bedarf an diesem Nährstoff kann bei intensiver körperlicher Belastung, z. B. durch Leistungssport, ansteigen. In solchen Fällen kann die Zufuhr je nach Intensität der Belastung auf bis zu 1'200 mg pro Tag erhöht werden. Es ist jedoch zu beachten, dass die meisten Menschen bei einer ausgewogenen Ernährung ausreichend davon über die körpereigene Produktion und die Nahrungsaufnahme bekommen.
L-Carnitin trägt zur Fettverbrennung bei und fördert die Energiegewinnung im Körper, was besonders bei sportlichen Aktivitäten von Vorteil sein kann. Eine ausgewogene Ernährung und gezielte Bewegung sind jedoch für einen dauerhaften Erfolg unerlässlich.