Schon 1944 prägte eine kleine Gruppe von Vegetariern in England den Begriff „vegan“. Sie beschlossen auf alles zu verzichten, was tierischen Ursprungs war, und kürzten das englische Wort „vegetarian“ ab, indem sie die ersten drei und die letzten zwei Buchstaben des Wortes verwendeten.
Veganer essen weder Fleisch noch Milchprodukte, Eier oder Honig und verwenden nur Pflege- und Kosmetikprodukte ohne tierische Inhaltsstoffe. Auch auf andere tierische Produkte wie Wolle, Seide oder Leder verzichten die meisten Veganer. Die Gründe für die Entscheidung zum Veganismus sind in der Regel Gesundheit, Tierwohl und Umweltschutz.
Eine rein pflanzliche Ernährung wird als besonders gesund angesehen. Durch diese Ernährungsweise kann viel CO2 eingespart werden, was dem Klimaschutz zugutekommt. Durch den veganen Lebensstil werden weniger Ressourcen verbraucht, die Nachhaltigkeit gefördert und die schlechte Behandlung von Nutztieren wie Milchkühen und Legehennen verhindert.
Vegan bedeutet jedoch nicht automatisch gesund. Wichtig ist nicht nur der Verzicht auf tierische Produkte, sondern auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung und die Einnahme der individuell notwendigen Nahrungsergänzungsmittel.
Andreas Hahn, der Professor für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung an der Leibniz-Universität Hannover, erklärt: „Sie können sich eben auch mit Pommes und Ketchup vegan ernähren. Aber das hat natürlich mit einer gesunden veganen Ernährung gar nichts zu tun, sondern es kommt wirklich auf die Gesamtheit der Lebensmittelzusammenstellung an.”
Viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte sollten auf dem Teller landen, damit sich nützliche Mikroorganismen im Darm vermehren können, welche das Immunsystem und die Psyche des Menschen positiv beeinflussen.
Bei einer fleischlosen Ernährung sollte man sich an der veganen Ernährungspyramide orientieren, welche vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE) entwickelt wurde: Was ganz unten steht, sollte am meisten, was ganz oben steht, am wenigsten verzehrt werden. Die Basis der Pyramide bilden Getränke, gefolgt von Gemüse und kleinen Mengen an Meeresalgen sowie Obst, dann Vollkornprodukte und Kartoffeln, darüber Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte und andere Eiweissquellen sowie Milchalternativen. An der Spitze der Pyramide stehen pflanzliche Öle und Fette und den Abschluss bilden kleine Mengen an Snacks, Süssigkeiten und Alkohol.
Die positiven Effekte der veganen Ernährung sind auf den höheren Gehalt an Ballaststoffen, Vitamin C, Magnesium, Folat und Carotinoiden in Pflanzen zurückzuführen. Pflanzliche Lebensmittel enthalten weniger gesättigte Fettsäuren und Cholesterin.
Grundsätzlich leben Veganer gesünder: Sie bewegen sich mehr, rauchen nicht und trinken meist keinen Alkohol. Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Verzicht auf tierische Produkte bereits wenige Monate nach der Ernährungsumstellung die Blutzuckerwerte verbessert und beim Abnehmen hilft. Die dänischen Forscher werteten dazu Daten aus elf verschiedenen Studien aus, an denen insgesamt 796 Menschen mit Übergewicht oder Typ-2-Diabetes teilgenommen hatten. Studienteilnehmer, die sich im Laufe von zwölf Wochen rein pflanzlich ernährten, verbesserten ihre Blutzucker- und Cholesterinwerte und verloren durchschnittlich rund 4 kg. Die Verbesserung des Blutzuckerspiegels könnte auf den hohen Ballaststoffanteil zurückzuführen sein. Denn neben dem Sättigungsgefühl wird durch Ballaststoffe auch die Nährstoffaufnahme beeinflusst und den Artenvielfalt unseres Mikrobioms gefördert.
Laut einer Umfrage des Magazins „nu3” haben Veganer den besten Sex: 72% sind damit (sehr) zufrieden. Und 82% fühlen sich insgesamt besser als je zuvor. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt eine Ernährung auf pflanzlicher Basis zu einer höheren Lebenserwartung, während der Verzehr von Fleisch das Krebsrisiko erhöht.
In einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde jedoch festgestellt, dass Veganer eine schlechtere Knochengesundheit haben. Beim Verzicht auf tierische Produkte ist daher eine ausgewogene Nährstoffzufuhr wichtig.
Vitamin B12 kommt in pflanzlichen Lebensmitteln nicht in ausreichender Menge vor. Ein Mangel kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen wie Nervenschäden und Anämie führen. Veganer sollten daher auf angereicherte Lebensmittel oder ein Vitamin-B12-Präparat zurückgreifen.
Pflanzliche Eisenquellen (nicht-hämeisen) werden vom Körper weniger effizient aufgenommen als Eisen aus tierischen Produkten. Dies kann zu Anämie führen. Eine ausreichende Zufuhr von Eisen ist wichtig, und die Aufnahme kann durch den Verzehr von Vitamin C-reichen Lebensmitteln unterstützt werden.
Ausschliesslich fleischlose Fertigprodukte zu kaufen ist nicht ratsam. Sie enthalten meist viel Salz und Zusatzstoffe. Achten Sie deshalb unbedingt auf die Zutaten. Das gilt besonders für veganes Fleisch, Pommes frites und vegane Süssigkeiten.
Mit diesen Tipps können Sie Ihre pflanzenbasierte Ernährung gesund gestalten und von allen veganen Vorteilen profitieren!