Olivenöl wird aus ganzen oder entkernten Oliven entweder in traditionellen Steinmühlen oder in modernen mechanischen Mühlen hergestellt. Der gewonnene Brei wird traditionell auf Matten geschichtet und gepresst oder in einem modernen Verfahren mechanisch geknetet, um die Mikropartikel des Öls zu binden. Anschliessend trennt eine Zentrifuge den Brei in flüssige Bestandteile wie Öl und Wasser und feste Bestandteile wie Kern und Fruchtfleisch.
Das gewonnene Olivenöl wird mindestens 24 Stunden lang dekantiert, damit sich die Schwebstoffe absetzen, und anschliessend im Idealfall direkt gefiltert. Danach wird es in Edelstahltanks unter Sauerstoffausschluss und Zugabe von Stickstoff bei kontrollierter Temperatur gelagert.
Olivenöl besteht aus einer vielfältigen Zusammensetzung von Inhaltsstoffen, die dem Öl nicht nur seinen charakteristischen Geschmack und Geruch vermitteln, sondern ihm auch verschiedene gesundheitsfördernde Eigenschaften verleihen. Polyphenole, auch sekundäre Pflanzenstoffe genannt, sind Wirkstoffe, die von Pflanzen zum Schutz vor Schädlingen oder vor Sonneneinstrahlung und zum Anlocken von Nützlingen gebildet werden. Im Olivenöl sind Polyphenole für den scharfen und bitteren Geschmack verantwortlich.
Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass Polyphenole entzündungshemmend, antioxidativ und blutdruckregulierend wirken können. Ein höherer Polyphenolgehalt, gemessen in Milligramm pro Kilogramm (mg/kg), weist auf eine höhere Qualität des Olivenöls hin, wobei Spitzenöle Werte zwischen 500 und 800 mg/kg aufweisen können.
Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff ist Oleocanthal, das 1995 erstmals in Olivenöl entdeckt wurde. Dieser Wirkstoff trägt zum bitteren Geschmack bei und wird wegen seiner potenziell gesundheitsfördernden Eigenschaften, ähnlich wie Ibuprofen, geschätzt. Der natürliche Pflanzenfarbstoff Chlorophyll verleiht dem Olivenöl seine grüne Farbe. Wachse aus der Schutzschicht der Olivenschale können bei gekühltem Olivenöl als kleine weisse Flocken oder Kristalle sichtbar werden. Die Fettsäurezusammensetzung variiert je nach Olivensorte, Anbaugebiet und Herstellungsverfahren, wobei der Gehalt an freien Fettsäuren gemäss EU-Verordnung ≤ 0.8 % betragen darf.
Vitamin E (Tocopherol) ist ein weiterer bedeutender Bestandteil des Olivenöls mit antioxidativen Eigenschaften, welche das Öl vor Oxidation und Ranzigwerden schützen. Der Gehalt an Vitamin E variiert je nach Olivensorte, Anbaugebiet und klimatischen Bedingungen. Ester und Alkohol aus der Olivenfrucht tragen zur individuellen Note des Öls bei, wobei ihre Zusammensetzung von Anbaugebiet, Mikroklima, Olivensorte und Reifegrad abhängt. Insgesamt spiegelt die komplexe Zusammensetzung des Olivenöls nicht nur seinen Geschmack wider, sondern auch seine ernährungsphysiologischen und gesundheitlichen Vorzüge.
Die Klassifizierung der Olivenöle in der Europäischen Gemeinschaft beruht auf drei Hauptkriterien: der Art der Extraktion, der Zusammensetzung (insbesondere dem Gehalt an freien Fettsäuren) und der sensorischen Analyse. Natives Olivenöl wird ausschliesslich durch mechanisches Pressen der Oliven gewonnen. Das bedeutet, dass das Öl nur gewaschen, dekantiert, zentrifugiert und gefiltert, jedoch keiner weiteren Behandlung unterzogen wird. Die Klassifizierung erfolgt in Untergruppen nach dem Gehalt an freier Säure. Je niedriger dieser ist, desto höher ist die Qualität des Öls.
Natives Olivenöl Extra ist sensorisch einwandfrei, ohne Mängel, mit einem Gehalt an freien Fettsäuren unter 0.8 g je 100 g (≤ 0.8%). Natives Olivenöl ist ein sensorisch akzeptables Olivenöl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von weniger als 2 g je 100 g (≤ 2 %). Lampantöl ist aufgrund sensorischer Mängel nicht vermarktungsfähig, mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von mehr als 2 g je 100 g (> 2.0 %).
RaffiniertesOlivenöl wird durch Raffinieren von nativem Olivenöl gewonnen, wobei der Säuregehalt und die oxidierten Substanzen reduziert werden. Der Gehalt an freien Fettsäuren liegt unter 0.3 g pro 100 g. Nach der Raffination hat das Olivenöl einen neutralen Geschmack und muss vor dem Verzehr mit Nativem Olivenöl Extra oder Nativem Olivenöl gemischt werden, um Geschmack und Farbe zu erhalten.
Olivenöl ist eine Mischung aus raffiniertem und nativem Olivenöl. Der Gehalt an freien Fettsäuren beträgt höchstens 1 g je 100 g. Es gibt keine gesetzlich festgelegte Mindestmenge an nativem Olivenöl extra oder nativem Olivenöl, die dem raffinierten Olivenöl zugesetzt werden muss, aber gute Hersteller verwenden oft bis zu 30% ausschliesslich natives Olivenöl extra, um dem Olivenöl einen angenehmeren Geschmack und einen höheren Nährwert zu verleihen.
Rohes Oliventresteröl unterscheidet sich von Olivenöl, da es aus den festen Rückständen nach dem Pressen von nativem Olivenöl gewonnen wird, insbesondere aus Schalen, Fruchtfleisch und Kernen. Diese Rückstände enthalten noch eine bestimmte Menge Öl, die je nach Extraktionsverfahren variiert. Das rohe Oliventresteröl wird mit einem Lösungsmittel, in der Regel Hexan, extrahiert und das Lösungsmittel durch Destillation vom Öl getrennt.
Olivenöl ist ein wichtiger Bestandteil der mediterranen Ernährung, die als sehr gesund gilt. Es bietet eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen. Olivenöl wirkt als Antioxidans, insbesondere weil es reich an sekundären Pflanzenstoffen ist. Diese Antioxidantien sind in der Lage, freie Radikale im Körper abzufangen und zu neutralisieren, was dazu beiträgt, Zellen und Blutfette, insbesondere das schlechte LDL-Cholesterin, vor oxidativem Stress zu schützen. Ausserdem verbessert Olivenöl den Blutfluss in den Gefässen, was den Blutdruck senkt und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert.
Studien zeigen, dass Olivenöl im Rahmen einer mediterranen Ernährung zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels beiträgt. Das Vorhandensein von Polyphenolen in hochwertigem Olivenöl hilft, Insulinresistenz, die mit Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht wird, zu verhindern oder zu bekämpfen. Studien deuten darauf hin, dass der Konsum von Olivenöl die Knochendichte positiv beeinflusst, möglicherweise durch den hohen Gehalt an Polyphenolen. Dieser Effekt könnte vor Osteoporose schützen, indem die Einlagerung von Knochenmineralien gefördert wird.
Olivenöl kann nicht nur innerlich, sondern auch äusserlich angewendet werden. Es spendet der Haut Feuchtigkeit und wird wegen seiner pflegenden Eigenschaften in vielen Kosmetikprodukten verwendet. In der Haarpflege führt Olivenöl zu weniger Spliss und macht das Haar glatt und gehorsam.
Olivenöl stellt nicht nur eine kulinarische Bereicherung dar, sondern kann aufgrund seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften und vielfältigen Anwendungsbereiche als äusserst wertvolles Naturprodukt angesehen werden. Von der Küche über die Hautpflege bis hin zu altbewährten Hausmitteln zeigt sich die Vielseitigkeit und positive Wirkung dieses Öls.